Neuste Erkenntnisse der Schlafforschung und deren Auswirkung auf unsere Gesundheit
Viele Menschen, die sich ein neues Schlafzimmer kaufen, lassen sich von falschen Prioritäten leiten. Sie kaufen meist Schlafzimmermöbel, Betten und Matratzen, die ihnen optisch gefallen. Neue Schlafzimmermöbel sollen in jungen Jahren oft möglichst preiswert sein. Manchmal dürfen sie bei größerem Budget und Umweltbewusstsein auch aus Vollholz bestehen. Dabei spielen auch gesundheitliche Erwägungen durchaus eine Rolle.
Faktoren wie Preise, Farben und Raummaße sind jedoch für die meisten Käufer entscheidende Parameter, die über Kauf und Nicht-Kauf entscheiden. Eines aber eint fast alle Kaufinteressenten: Neuste Erkenntnisse der Schlafforschung fließen fast nie in die Kaufentscheidung mit ein. Das kann sich aber als Fehler erweisen. Denn nur das optimale Zusammenwirken vieler Faktoren ermöglicht gesunden, tiefen und ausreichend langen Schlaf. Dieser wiederum ist in Sachen Gesunderhalt und Wohlbefinden elementar.
Was ist das Thema der Schlafforschung?
Bei der Schlafforschung geht es keineswegs nur um die wissenschaftliche Beobachtung körperlicher Prozesse, die im Schlaf vonstattengehen. Ein Thema ist außerdem auch, wie sich beruflicher Stress, Trauer oder Glücksgefühle auf die Schlafqualität und -dauer auswirken. Interessant ist außerdem die Frage, ob Langschläfer und Frühaufsteher am Ende dieselben gesundheitlichen Bedingungen erleben. Kann das Schlafverhalten zu gesteigerten Gesundheitsrisiken führen oder als gesundheitsfördernde Präventivmaßnahme angesehen werden?
Auch Themen wie die Wirkungen von Elektrosmog oder Lichteinflüssen auf das Schlafverhalten fließen in Studien von Schlaffforschern ein. Träume und deren unterschiedlichen Ein- und Auswirkungen gehören ebenfalls in den Bereich der Schlafforschung. Wir lernen im Schlaf, wir verarbeiten das Tagesgeschehen – und wir träumen. In die Träume von Schläfern fließen Gerüche, Geräusche oder Lichteinflüsse mit ein. Wer an einer belebten Durchgangsstraße wohnt, schläft anders als jemand, der in einem ruhigen Villenviertel lebt. Schichtarbeiter haben ein anderes Schlafverhalten als Bürokräfte.
Die Hirnaktivität in verschiedenen Schlafphasen der Nacht kann mittels EEG gemessen werden. Die Erkenntnisse der Schlafforschung betreffen zwar jeden – aber sie haben oft keine Bedeutung, wenn wir ein neues Schlafzimmer kaufen.
Neuste Erkenntnisse der Schlafforschung
Jeder Deutsche glaubt, bereits einiges über den Schlaf zu wissen – aber ein Schlafforscher weiß definitiv mehr. Schlaf ist auf vielen Ebenen einer der wichtigsten Garanten für eine stabile Gesundheit. Wie wir wissen, regeneriert sich der Organismus im Schlaf. Gehirn, Nerven und Körper verarbeiten das Tagesgeschehen. Das Immunsystem fährt hoch. Fettzellen werden verbrannt. Alle Organe laufen im Standby-Modus. Dringende Reparaturen an Zellverbänden werden nachts vorgenommen.
Guter und ausreichend langer Schlaf macht tagsüber gute Laune. Man fühlt sich ausgeruht und leistungsfähig. Doch guter Schlaf bewirkt noch viel mehr. Vor allem aber hat schlechter und zu kurzer Schlaf fatale Auswirkungen. Wenn Sie ein neues Schlafzimmer kaufen, sollten Sie daran denken.
Schlaf als Vorbeugung gegen Depressionen
Nachteulen, die jeden Tag erst spät ins Bett kommen, haben es im Vergleich mit den munteren Frühaufstehern schwerer. Sie leben gegen ihre innere Uhr. Wer das dauerhaft tut, setzt seine Gesundheit aufs Spiel. Neuste Erkenntnisse der Schlafforschung lassen darauf schließen, dass Nachteulen durchschnittlich früher sterben. Sie haben offensichtlich auch höhere Risiken, zu erkranken – und sie leiden häufiger an Depressionen.
Britische Forscher haben bei der Auswertung von Daten von 450.000 Menschen herausgefunden, dass ein gestörter Schlafrhythmus und ein Leben gegen die innere Uhr auffallend häufig Angststörungen und Depressionen auslöst. Müssen Nachteulen trotz ihrer Neigung zum spät aufstehen früh raus, steigt die Wahrscheinlichkeit von Depressionen noch an. Das Depressionsrisiko ist bei Frühaufstehern deutlich geringer. Der Grund dafür wird im regelmäßigen Schlafverhalten und einer ausreichenden Schlafdauer gesehen.
Eine angstfreie und ausgeglichene Psyche hängt also vom der Schlafdauer und der Schlafqualität ab. Ausreichend Schlaf könnte also als Präventionsmaßnahme gegen Depressionen und Angststörungen verstanden werden. Umgekehrt gilt aber auch: Depressive Menschen klagen häufig über schlechte Schlafqualität. Das gilt insbesondere, wenn Antidepressiva zu „Restless Legs“ führen. Wer durch eine unbehandelte Schlafapnoe, Parasomnien oder starkes Schnarchen schlecht schläft, kann dadurch ebenfalls depressiv werden.
Steigende Demenzrisiken durch chronischen Schlafmangel
Wer im mittleren Alter ständig nicht mehr als fünf oder sechs Stunden Schlaf zusammenbekommt, hat ein erhöhtes Risiko, später an Demenz zu erkranken. Das gilt zwar nur für einige Altersgruppen, nämlich die 50- und 60-jährigen – aber es ist ein beachtenswerter Umstand.
Das Risiko für Demenzerkrankungen steigt für diese Personengruppe um 20 bis 40 Prozent an, wenn über längere Zeit weniger als sechs Stunden Schlaf zusammenkommen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Langzeitstudie aus dem Jahre 2019, an der auch Forscher des „French Institut of Health and Medical Research“ beteiligt waren. Von 7959 Studienteilnehmern waren am Ende des Studienzeitraums 521 Personen neu an Demenz erkrankt.
Eine japanische Studie stellt 2020 ebenfalls einen Zusammenhang zu kognitiven Stzörungen her. Die tägliche Schlafdauer hat demnach einen Einfluss auf die Hirnfunktion. Forscher der „Universität Oita“ untersuchten 118 Bürger der Stadt Usuki. Die Probanden waren bei Studienbeginn durchschnittlich 76 Jahre alt. Sie zeigten einer Untersuchung zufolge leichte kognitive Beeinträchtigungen. Die Forscher statteten die Probanden mit tragbaren Minicomputern – sogenannten Wearables – aus. Diese wurden ein Jahr lang getragen. Alle drei Monate wurden durch diese Geräte acht Tage lang verschiedene Tätigkeiten sowie Schlafdauer und Schlafqualität aufgezeichnet.
Die Auswertung der Daten ergab klare Zusammenhänge zwischen kognitiven Beeinträchtigungen und einer kurzen Schlafdauer. Es fiel auf: Chronischer Schlafmangel und eine kurze Schlafdauer von fünf oder sechs Stunden sorgen für eine Mehrproduktion und einen schlechteren Abbau von Amyloid-Ablagerungen. Amyloide sind Proteine. Die kognitiven Defizite und die spätere Demenz werden damit in Zusammenhang gebracht.
Die Snooze-Taste stört den Schlaf-Wach-Rhythmus
Fast jeder Langschläfer nutzt am Morgen mehrfach die Snooze-Taste seines Weckers. Er schickt sich damit absichtsvoll zurück ins Reich der Träume. Der Grund: meist sehr spätes Zu-Bett-gehen.
Ein amerikanischer Forscher, der über Schlafstörungen forscht, fand heraus: Das mehrfache Betätigen der Snooze-Taste sorgt für einen gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus. Die Rückkehr in den Schlummer bringt den sogenannten „zirkadianen Rhythmus“ aus dem Takt. Gemeint ist damit der Schlaf-Wach-Rhythmus. Das Gehirn kann schließlich nicht mehr unterscheiden, ob es nun aufwachen oder weiterschlafen soll. Das hat Folgen für die Leistungsfähigkeit und die Laune am Tag.
Langschläfer sind nämlich nicht automatisch Vielschläfer, die eine Schlafdauer von mehr als sieben Stunden erreichen. Den chronischen Schlafmangel von Spät-ins-Bett-Gehern und dadurch als Langschläfern bezeichneten Menschen bezeichnet der Forscher als „Social Jetlag“. Er vermutet, dass die Snooze-Taste von vielen Langschläfern nur deshalb genutzt wird, weil die Schlafdauer generell zu kurz ist.
Alternativ wird die Schlafqualität oft durch ein Smartphone gestört, das neben dem Bett liegt. Das blaue Licht aus dem Smartphone stört die Melatonin-Produktion. Der Schlaf ist weniger tief und hat eine schlechtere Qualität.
Auf Vorrat zu schlafen: eine gute Idee?
Bundeskanzlerin Angela Merkel soll einmal gesagt haben, die könne wie ein Kamel auf Vorrat schlafen. Dass man verpassten Schlaf gegebenenfalls nachholen kann, ist erwiesen. Nach zwei, drei langen Arbeitstagen mit Überstunden können die meisten Menschen sich mal ordentlich ausschlafen. Doch vor einem absehbaren Terminmarathon auf Vorrat zu schlafen, wird schwierig. Es mangelt nämlich meist an ausreichender Müdigkeit. Die wenigsten Menschen können sich jederzeit und an jedem Ort durch ein Nickerchen erholen. Zudem stellt der Organismus nur bei ausreichender Dunkelheit Melatonin her.
Die Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus verhindert zudem, dass die Betroffenen tagsüber früher ins Bett gehen können, um ein paar Stunden länger zu schlafen. Das Vorschlafen klappt in der Regel nur, wenn man zuvor acht Stunden gearbeitet hat und entsprechend müde ist. Wer ständig wechselnde Schichtdienste hat, kann seinen Schlaf-Wach-Rhythmus mit der Zeit entsprechend einstellen. Vor einem Terminmarathon vorzuschlafen, klappt aber meistens nicht. Wer es trotzdem kann, darf sich glücklich schätzen. Er verfügt offensichtlich über eine robuste Gesundheit und eine hohe Belastungsfähigkeit.
Verwandte Themen
Über uns
Bei wissenschaftskonferenz.at finden Sie spannende Beiträge rund um die Themenwelten Wissenschaft, Innovationen und Technik.