Loading

Anzeige
Wie kaum eine andere Art des Reisens symbolisiert Zelten für viele das ultimative Gefühl der Freiheit: Wir sind eins mit unserer Umwelt, leben in Einklang mit unserem natürlichen Biorhythmus und stoßen mitunter an unsere eigenen Grenzen. Zelten ist für erfahrene Camper wie Neulinge immer wieder ein ganz besonderes Abenteuer und bietet auch Familien die Möglichkeit, den eigenen Nachwuchs an die Natur heranzuführen. Wer gerne im Zelt oder Wohnmobil übernachtet und besonders die Ruhe fernab der Stadt zu schätzen weiß, wird schnell auf den Gedanken des Wildcampen kommen.
Noch mehr Freiheit, noch mehr Abenteuer. Doch egal ob Sie ein Faltzelt kaufen oder mit großem Wohnmobil anreisen: Wildes Zelten ist nicht nur in aller Regel verboten, sondern birgt auch einige Gefahren, denen Sie sich bewusst sein sollten. Der folgende Ratgeber erklärt alles, was Sie über das Thema Wildcampen wissen sollten.

Wildcampen: In Deutschland verboten

Wer sich in Deutschland alleine in die Wälder begeben und dort übernachten will, der sollte vorab wissen: Grundsätzlich ist dies nicht gestattet. Das bedeutet also, dass wildes Campen nur auf ausgewiesenen Stellplätzen und dafür vorgesehenen Campingplätzen erlaubt ist. Das Ganze wird geregelt vom §12 des Bundesnaturschutzgesetz, in dem steht, dass wildes Campen verboten ist, um die Belastung für Natur und Umwelt möglichst gering zu halten und diese nicht unnötig zu beeinträchtigen.
Ähnlich erhält es sich mit jedem Naturschutzgebiet: Besucher sind angehalten, befestigte Wege nicht zu verlassen und die vorgefundene Natur nicht nur zu schützen, sondern sogar so zu verlassen, wie sie vorgefunden wurde. Dadurch lassen sich sensible Ökosysteme und Tierpopulationen ausreichend schützen.

Bußgeldgefahr

Sollte es für Sie in Deutschland dennoch wichtig sein, diese Art des Urlaubs auszuprobieren, gibt es legale Schlupflöcher: Ausnahmen sind beispielsweise das Übernachten auf privaten Grundstücken (natürlich nur, wenn Sie sich vorher die Genehmigung des Besitzers geholt haben) oder das Aufstellen Ihres Zeltes etwas außerhalb der ausgewiesenen Stellplätze auf einem Campingplatz.
In beiden Fällen ist jedoch Vorsicht geboten: Die Regeln in Deutschland sind durchaus streng und Strafen können empfindlich sein (Bußgeld bis zu €5000, bei Wiederholungstätern sogar Freiheitsstrafen in einigen Bundesländern). Daher sollten Sie immer mit den verantwortlichen Personen alles genau absprechen.

Unterschiede je nach Bundesland

Zu guter Letzt gibt es hin und wieder Abweichungen vom Gesetz, da die Bundesländer befugt sind, die Regelungen zum freien Zelten selber abzuändern, manchmal werden Verbote also gelockert oder erweitert. Als besonders streng in Bezug auf Waldgesetze gelten hierbei Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen: Hier sind Geldstrafen, besonders bei polizeibekannten Tätern, besonders hoch und werden fast immer geahndet.
Einige östliche Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt sind hingegen etwas laxer: Die Bußgeldern sind grundsätzlich niedriger und oftmals werden Camper bei ihrer Übernachtung zunächst einmal mündlich verwarnt.

Gefahren beim Wildcampen

Das freie Übernachten in der Wildnis, ganz egal, ob im Wohnmobil oder im Zelt, kann viele Gefahren bergen. Dabei geht es natürlich einerseits um legale Konsequenzen, die weitreichend sein können. Andererseits sind Camper jedoch auch Risiken ausgesetzt, die sie nur schwer oder überhaupt nicht kontrollieren können.

Ein großer Faktor, den Sie einkalkulieren sollten, sind unbekannte Umweltbedingungen. Ohne fachkundiges Personal auf einem Campingplatz sind Sie Witterungsverhältnissen und örtlichen Gegebenheiten vollkommen ausgesetzt. So kann es zu schweren Unwettern, Stürmen oder extremen Temperaturen kommen. Damit einhergehend sind auch natürliche Gefahren, die nicht in jeder Wetter-App zu finden sind wie Steinschläge, Lawinen oder Erdrutsche. Wenn Sie die Region nicht genau kennen, sollten Sie sich also weitreichend informieren und immer mit Menschen aus der Umgebung in Kontakt sein.

Waldbrandgefahr

Eine weitere Gefahr ist die Entstehung von Waldbränden oder normalen Bränden. Ein unachtsam entzündetes Feuer kann schnell außer Kontrolle raten, zudem verbreiten sich die Flammen oft rasend schnell. Dies muss nicht unbedingt die Schuld des Campers sein, sondern kann auch von anderen Menschen verursacht werden.

Je nachdem, wie weit Sie sich in die Wildnis begeben und in welchem Land Sie zelten, können auch fehlende Hygiene oder medizinische Versorgung zu einem ernsten Problem werden. Sollten Sie fernab jeglicher Zivilisation oder nicht mobil sein, können selbst verschmutze Wunden oder unbehandelte Infektionen schnell zum Risiko werden. Beim freien Zelten, auch mit Wohnmobil, sollte also stets eine ausreichende Hygiene und genug sauberes Trinkwasser geachtet werden.

Jäger

In Deutschland ist die Jagd ein integraler Bestandteil vieler Ortschaften und wird nicht immer ausreichend angekündigt. Jäger wissen selbstverständlich um jeden Campingplatz, Stellplatz und Wanderweg und umgehen diese großzügig. Wenn sich jedoch jemand fernab der Wege tief im Wald “versteckt”, kann dies niemand wissen und in Zeiten der Jagd zu einer realen Gefahr werden.

Auch sollten Sie nicht unterschätzen, dass die Jagd meist sehr früh morgens zu einer Uhrzeit beginnt, bei der die meisten Camper noch schlafen. Informieren Sie sich ausreichend, ob eine Jagd geplant ist und lassen Sie es im Idealfall jemanden wissen, wo Sie sich aufhalten.

Tiere

Spätestens seit der Wolf wieder in Deutschland Einzug gefunden hat und in mehreren Bundesländern Rudel zu finden sind, sollte jedem klar sein, dass gefährliche Wildtiere auch in der Bundesrepublik zu finden sind. Im europäischen Ausland kommen zudem giftige Schlangen, Bären und wilde Straßenhunde hinzu, die auch vor Campern nicht unbedingt Halt machen würden.

Wildtiere halten sich in aller Regel weit weg von Ortschaften und gepflasterten Wegen auf. Je weiter Sie diese hinter sich lassen, desto wahrscheinlicher wird es, auf solche Tiere zu treffen. Im Ernstfall sollten Sie Ruhe bewahren und sich vorab informieren, welche Tiere wo anzutreffen sind und wie sich diese vertreiben lassen.

Ein Blick ins Ausland: Wo ist Wildcampen erlaubt?

Der Blick aufs europäische Ausland zeigt: Die meisten Länder habe strenge Gesetze und wildes Campen ist eher selten wirklich erlaubt. Doch gibt es auch in Europa prominente Ausnahmen. Besonders hervorzuheben sind hier die skandinavischen Länder Schweden, Norwegen und Finnland. In Schweden gestattet das sogenannte Jedermannsrecht jedem Besucher, in frei zugänglichen Gebieten zu zeltendem Auto zu schlafen oder ähnlich zu übernachten, so lange alle Hinterlassenschaften beseitigt werden und der Ort so hinterlassen, wie er gefunden wurde.
Hierbei müssen Sie jedoch darauf achten, dass Sie sich nicht auf Privatgrundstücken aufhalten, ohne es vorher abgeklärt zu haben. Ähnlich verhält es sich in Norwegen und Finnland. In jüngsten Jahren gab es jedoch immer mehr Beschwerden von dortigen Einwohnern, daher ist es umso wichtiger, die Umwelt nach besten Möglichkeiten zu schützen und jede Art von Müll zu entfernen sowie Feuer zu vermeiden.

Campen in Schottland

Einfacher als in Deutschland ist es außerdem in Schottland, Island und den baltischen Staaten. Zwar ist das wilde Campen dort nicht ausdrücklich überall erlaubt, doch ist es in den meisten Naturgebieten gestattet, sofern Besucher nicht länger als zwei Tage vor Ort sind und alles wieder mitnehmen, was sie mitgebracht haben. Hier werden Sie normalerweise nicht behelligt, wenn Sie ihr Zelt aufstellen und können die atemberaubende Natur ganz in Ruhe genießen.

In anderen Teilen Europas variiert die Gesetzeslage stark: In manchen Ländern wird in ländlichen Regionen eher mal ein Auge zugedrückt, obwohl es grundsätzlich illegal ist (Frankreich, Polen), in anderen Ländern werden Wildcamper ausdrücklich gewarnt und auch strafrechtlich verfolgt (Spanien, Portugal). Zudem können Regelungen je nach Region unterschiedlich sein. Es empfiehlt sich daher, sich vorher gründlich zu informieren, um keine Gesetzesverstöße zu riskieren und die Umgebung weitgehend zu schützen.

Fazit

Das Übernachten in der freien Natur fernab überfüllter Campingplätze ist für viele ein Traum: Das Outdoor-Erlebnis verspricht Abenteuer und grenzenlose Freiheit. Wer diesen Schritt wagen möchte, sollte sich jedoch vorab gründlich informieren. Zum einen ist wildes Zelten in vielen Gegenden illegal und kann mit hohen Bußgeldern bestraft werden. Zum anderen birgt die Übernachtung in Wäldern oder verlassenen Gegenden durchaus reale Gefahren: Unvorhersehbare Witterungsverhältnisse oder Naturereignisse lassen den Traum schnell zum Albtraum werden. Darüber hinaus sollten Sie stets auf wilde Tiere und in der Jagdsaison auch auf Jäger vorbereitet sein.

Die einfachste Möglichkeit, innerhalb Europas frei zu zelten, ist in den nördlichen Ländern Skandinaviens. Hier stimmt die Infrastruktur und die Einwohner sind mit Campern vertraut. Ganz egal, wie Sie das Abenteuer angehen wollen: Achten Sie stets auf Ihre Umwelt, vermeiden Sie Müll und halten Sie sich an örtliche Regelungen, um Missverständnisse zu vermeiden.